Moin!
Einen kleinen Nachtrag möchte ich euch nicht vorenthalten:
Begegnung in Danzig
Wohnmobilfahrer tauschen sich gerne über Ziele, Wege und weitere Reise-Informationen aus.
So erging es uns auf dem Parkplatz bei der Musikhochschule in Danzig auch.
Wir kamen ins Gespräch mit den Nachbar-Wohnmobilisten: Der Mann erzählte uns dabei seine bewegende Geschichte:
Im Jahr 1944 wurde er mit seiner Mutter und seiner Schwester aus dem Westen Deutschlands ins sichere Masuren umgesiedelt. Seine Mutter habe immer erzählt, dass sie in Ortelsburg gewohnt hätten. Die Recherche im vergangenen Jahr ergab aber, dass sie in Wirklichkeit rund ca. 15 Kilometer von Ortelsburg in einem kleinen Dorf mit nur sehr wenigen Häusern gelebt haben.
Nun hatte er auf der diesjährigen Reise dieses Dorf gesucht und nach großen Schwierigkeiten auch gefunden. Die Zurückhaltung der Einwohner ist verständlich. Mit Händen und Füßen redete er mit den älteren Einwohnern. Endlich kam ein alter Mann mit dem Schlüssel der alten Schule und wollte ihm die Schule zeigen, in der damals auch Familien untergebracht worden waren. Als dieser Mann nun im Gebäude eine Tür öffnete, stand der Junge von damals wie angewurzelt vor einer steilen Treppe. In ihm stieg die Erinnerung auf: „Ja, hier haben wir gewohnt. Hier habe ich mich als 4jähriger an diesem Geländer die steile Treppe immer hoch gezogen. Diese Treppe – das war unsere Treppe!“
Er berichtete uns dann weiter, dass sie zu Beginn 1945 auf der Flucht waren und für die Gustloff vorgesehen waren. „Ich habe als 5jähriger meiner Familie das Leben gerettet!“ Was war geschehen? Kurz vor dem Erreichen der Gustloff war der kleine Junge plötzlich verschwunden. Seine Mutter wollte ihn nicht zurücklassen, sondern begab sich auf die Suche nach dem verlorenen Sohn. Als sie ihn endlich fand, war die Möglichkeit, aufs Schiff zu kommen, vorbei. Das rettete den dreien das Leben.
Da standen wir nun zu viert mitten in Danzig und hatten feuchte Augen.
So weit der Nachtrag.
haba