Hallo Tine und Dieter.
ihr seid da auf dem Holzweg: Ich zerlege, repariere und optimiere Schlösser aller Art, bin Handwerksmeister mit langer Berufserfahrung, hab 20 Jahre für eine Firma, die Sicherheitsschlösser und Schließsysteme (BKS) herstellt, gearbeitet . Da hat man bis vor 30 Jahren auch Graphit als Gleitmittel eingesetzt und empfohlen. Aber eben seit dieser Zeit ist man von der Trockenschmierung abgekommen und verwendet nur noch Gleitmittel wie WD40 und ähnliche. Schließzylinder werden heute werkseitig mit flüssigen Schmiermitteln behandelt und ausgeliefert. Auch Firmen wie ABUS und Burg Wächter behandeln ihre Produkte so und vertreiben in ihrem Zubehörprogramm kein Graphit mehr, sondern durchweg sprühfähige Schmiermittel.
Markenschließzylinder bestehen aus Messing, die Schliessstifte und Federn aus Bronze. Messing und Bronze zeichnen sich durch geringen Gleitwiderstand und "selbstschmierende" Eigenschaften aus. Da ist Graphit als Gleitmittel gut geeignet, solange keine Flüssigkeiten oder Fette mit ins Spiel kommen. Denn die bewirken das von euch erwähnte "Klumpen und Harzen".
Aber in der Fahrzeugindustrie werden keine solchen Zylinder eingesetzt. Da bestehen die Schließzylinder meist aus Zinkdruckguss. Dieser Werkstoff hat einen hohen Reibungswiderstand und damit Abrieb. Außerdem ist Zinkdruckguss anfällig für "Zinkpest", das zu einem Zerfall der Kristallstruktur des Werkstoffes führt.
In der Fahrzeugtechnik kommt hinzu, dass die Schlösser extremen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind: Salz, Staub mit hohem Anteil an abrasiven Kristallen.
Dann gibt es noch wesentliche Einflüsse durch die Art der Gleitflächen: z.B. Lager bei Motoren, Gleitflächen bei Riegeln, oder feiner Stiftzuhaltungen in einem Zylinder. Während beim Motor die Wellen aus Stahl und die Lagerschalen aus Bronze durch einen Ölfilm die geringste Reibung und damit Verschleiss sicherstellen, ist bei Schlossriegeln (meist Stahl auf Stahl, oder wie beim ABUS Schloss Stahl auf Druckguss) Fett das optimale Mittel (Langzeitwirkung; geringer Reibedruck, minimale Bewegung). Für "extrem-Perfektionisten" lass ich auch noch "weisses Fett" in Sprüh- oder Paste-Konsistenz gelten.
Graphit kommt jedoch, wie oben beschrieben, nur bei ganz speziellen Schössern und nur im Innenbereich in Frage. Für Lager wie Türscharniere und Gleitflächen von Riegeln, Schiebetüren (Metall auf Metall Gleitflächen) usw. kommen nur zähflüssige Öle oder meist besser, Fette in Frage.
Die meisten der mechanischen Defekte gehen auf eine unzureichende. und oft sogar auf eine ungeeignete Pflege mit Schmiemitteln zurück. Schwarzer Abrieb an Scharnieren und Riegeln, schwergängige Schnapper usw, zeugen davon.
Werft also eure Vorurteile über Bord und probiert einfach mal meine Empfehlungen.
Beste Grüße.
PS: Bei Riegeln ist das "Spiel" besonders wichtig: so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Riegel dürfen nicht "klemmen"; weder beim auf- noch beim zu- Schließen. Wenn man beim Schließvorgang hohe Drehmomente aufbringen muss, geht das immer zu Lasten der "Innereien".