Teil 1
Wie soll man einen Reisebericht beginnen, der eine Reise beschreibt, die ganz anders verlief, als es ursprünglich geplant war? Am besten mit einer SMS, die an einen Verwandten aus unserem Urlaub ging:
Wettersat beobachtet – Schweiz links liegen gelassen – am Atlantik umgedreht
Es sollte also in die Schweiz gehen, daraus wurde ein erholsamer Frankreichurlaub. Aber nun schön der Reihe nach…
Mittwoch, 13. Juli
Endlich beginnt unser heiß ersehnter Urlaub. Das Wohnmobil steht gepackt vor dem Haus, nur noch die Wertsachen und der Inhalt des heimischen Kühlschranks müssen verstaut werden. Dann geht es los. Heiß soll es laut Prognosen heute werden, aber das ist kein Problem für uns, weil wir auch die Klimaanlage im Aufbau dank des neuen Generators während der Fahrt in Betrieb haben und so der Dritte, der im Aufbau fährt, nicht schwitzen muss.
Bei der Mittagsrast an der Autobahn unweit von Spital an der Drau hat es bereits 34 °C, im kühlen Wohnmobil lässt es sich erholsam essen.
Unser Tagesziel ist der Campingplatz in Kals am Großglockner. Der Platz liegt in 1500 m Seehöhe, die umgebenden Berge würden sicher wenigstens nachts für angenehmere Temperaturen sorgen. In der Tat hat es dort oben „nur“ 27 °C, allerdings brauen sich schon dicke Wolken zusammen.
Der Platz liegt etwa 2 km außerhalb des Dorfes in einer schönen Gebirgslandschaft, ist neu und topp gepflegt. Die Stellflächen sind riesig, preislich durchaus o.k. und vor allem auch von vielen Zeltcampern besucht.
Wir atmen erst einmal durch und versuchen den Alltag von uns abzuschütteln.
Donnerstag, 14. Juli
Exakt um Mitternacht war das angekündigte Unwetter gekommen, es hatte geblitzt und gedonnert, der Wind hatte unser WoMo geschüttelt und der Regen prasselte auf das Dach. Doch jetzt ist es wieder ruhig, wenn auch bedeckt.
Wir fahren wieder die 12 km ins Tal und dann Richtung Felbertauern. Dort zahlen wir für die Passage EUR 10.-, um auf Salzburger Seite bei 12 °C, dichtem Nebel und Nieselregen anzukommen…
In Mittersill kaufen wir ein, dann geht es bei abwechselnd trockenem Wetter und leichtem Regen weiter. In Krimml stoßen wir ganz zufällig auf eine Dampflokomotive, ehe wir die Menschenmassen an den Wasserfällen links liegenlassen und über den Gerlospass ins Zillertal fahren. Auch im Zillertal möchten wir nicht bleiben, es geht auf der Bundesstraße nach und durch Innsbruck und dann weiter nach Stams.
Der dortige Campingplatz soll zur Übernachtung dienen. Er ist nicht gerade das „gelbe vom Ei“, aber da es bereits wieder zu regnen begonnen hat, wollen wir nicht weiter suchen. Es handelt sich um eine relativ alte Anlage auf Terrassen, die Sanitäranlagen sind zwar sauber, aber verteilt an allen möglichen Ecken des Gebäudes, das wohl einmal ein Bauernhaus war und jetzt als Sanitärgebäude und Campingplatzkneipe dient. Mit der vollen WC-Cassette geht man quer durch den Gastgarten zur Entsorgungsstelle…
Freitag, 15. Juli
Der Himmel ist noch immer grau, aber Wetterbesserung steht auf dem Programm. Auf unserem Programm steht nun eine kurze Besichtigung des Stifts Stams, ein „Wochenendeinkauf“ und dann geht es weiter auf Bundesstraßen durch Landeck und ins Paznauntal.
Unterwegs „stolpern“ wir quasi über den Werksverkauf des bekannten Schinkenerzeugers Handl in Pians, wo wir noch einiges mitnehmen. Dann geht es ins Montafon: Eine karge Landschaft erwartet uns, hoch über dem Tal gibt es immer wieder und wieder Bergbauern, die hier noch immer leben und arbeiten. Der Talgrund selbst ist sehr touristisch, in den Ortschaften reiht sich ein hässliches und gesichtsloses Hotel ans andere. Besonders Ischgl sticht da negativ hervor, in Galtür sind die Hotels wenigstens nicht größer als die Kirche.
Unser Ziel ist der Zeinissee über Galtür, die Zufahrt finden wir zuerst nicht, das Navi kennt die Adresse auch nicht. Doch dann finden wir einen Wegweiser „Zeinis“, dem wir folgen. Die Straße führt zuerst zu einigen Häusern, dann kommt ein allgemeines Fahrverbot, außgenommen Anrainer. Das sind wir ja, wir wollen zum CP am Zeinissee. Die Straße wird einspurig, Radfahrer und Fußgänger kommen entgegen und – siehe da –letztlich mündet dieses Sträßchen in eine breite, zweispurige Straße! Wir hätten unten im Tal nur noch ein wenig weiter fahren müssen und wären dann zu dieser Straße gekommen!
Nach kurzer Fahrt lacht uns auch schon der kleine Bergsee entgegen, auf der anderen Seeseite stehen zwei Häuser, an einem liegt der kleine Campingplatz. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben.
Der CP Zeinissee liegt auf 1800 m Seehöhe inmitten von Almen und bietet Platz für ca. 20 Einheiten, die dann allerdings recht beengt stehen. Die Fahrzeuge werden mit an der Fahrerseite aneinandergestellt, auf der anderen Seite hat jeder Grünraum. Das gefällt uns nicht, deshalb bekommen wir einen kleineren Platz, an dem aber kein zweiter stehen kann und so die Aussicht von der Dinette aus gesichert ist.
Die Sanitäranlagen liegen einerseits im Keller des Wohnhauses der Betreiber, andererseits in einer kleinen Hütte, die sehr an skandinavische Hütten erinnert. Alles ist blitzsauber, morgens gibt es Semmeln und Brot. Beides muss man tags zuvor bestellen, am nächsten Morgen hängt das Gewünschte in Stoffbeuteln außen am Sanitärtrakt. Entsorgt können nur Cassetten ohne Chemie werden, Bodeneinlass gibt es nicht.
Hier bleiben wir also, genießen die tolle Aussicht auf See und Berge, genießen die Kühle und die wieder auftauchende Sonne.
Sonntag, 17. Juli
Den Samstag haben wir mit süßem Nichtstun verbracht, die Wettervorhersage verheißt für den Sonntag nur anfangs gutes Wetter. So brechen wir gegen unsere sonstige Gewohnheit etwas früher auf, schließlich wollen wir noch ein wenig von den Bergen sehen.
Nun geht es zur Mautstelle auf die Silvretta-Straße. WoMo über 3,5 t und Gästekarte – das kennt der Kassencomputer nicht. Nach einigem Gebrummel über dieses neumodische Zeug gibt uns der nette Herr an der Kassa das Ticket für ein Fahrzeug unter 3,5 t mit Gästekarte, das kennt der Computer.
Sanft führt die Straße bergan, schließlich erreichen wir den Silvretta-Stausee. Hier ist viel los, es ist Sonntag und alles will die letzten trockenen Stunden nutzen. Man weiß das Gelände zu vermarkten, sogar ein Schiff verkehrt auf dem See.
Die Landschaft ist karg und imposant, die Straße ins Tal mit seinen steilen Serpentinen beeindruckt ebenfalls. Als wir dann im Montafon angekommen sind, verschlechtert sich das Wetter zusehends. Was tun?
Unsere Entscheidung fällt auf den Terrassencamping Sonnenberg in Nüziders bei Bludenz. Hier wollen wir einmal das heutige Schlechtwetter „aussitzen“. Der Platz ist ziemlich voll, hat teils sehr große Parzellen, ist sehr gepflegt. Die Wettervorherschau für die nächsten Tage verheißt nichts Gutes, auch der Schweizer Wetterdienst meldet für die kommenden sechs Tage Regen in allen Landesteilen! Wir wollen doch die Berge sehen und über Pässe kraxeln! Damit wird wohl zunächst nichts und so beschließen wir für den nächsten Tag, gemächlich um die Schweiz im Norden herumzufahren.
Warum nicht durch die Schweiz? Wir zahlen für jeden Tag in diesem Land Schwerlastabgabe, was nicht allzu viel ist, aber immerhin. Dazu kommen die recht teuren Campingplätze und die hohen Preise allgemein. Da wollen wir auch was dafür haben und nicht nur in Wolken und Regen schauen…